Oscar Wilde Ausstellung im Ansbacher Schloß

Liebe Leser meines Blogs,

nun geht es Schritt für Schritt, denn die Ausstellung „Oscar Wilde: Als Schriftsteller verfangen in den eigenen Worten“ wird nächste Woche Mittwoch, am 11.12.2024 in der Schloßbibliothek Ansbach aus dem „Dornröschenschlaf“ erweckt.

Zweisprachig angelegt, mit dem englischen Titel „A Writer trapped by his own Words“ wurde diese Ausstellung ursprünglich von David Rose (Paris) angeregt, von Sandra Mayer und Werner Huber (beide Wien) 2013 gern als Idee aufgenommen und im Juni 2014 in Wien eröffnet.

 

Weitere Stationen waren von 2014 bis 2017 die Irische Botschaft in Berlin, die Universitäten in Passau, Dortmund, Vechta und Potsdam sowie die FosBos München, an der auch schon Dr. Wolfgang Streit die Initiative übernahm. Nun in Ansbach an der dortigen FosBos tätig, hat Dr. Streit die Ausstellung über Dr. Harald Pittel aus Potsdam nach Franken bringen lassen.

Der Staatlichen Bibliothek im Ansbacher Schloß und ihrer Leitung sei gedankt für die Gelegenheit, einen mobilen außerschulischen Lernort wie diese zweisprachige Oscar-Wilde-Ausstellung der Öffentlichkeit insgesamt wie Schülerinnen und Schülern der Oberstufenkurse wie ihren Lehrkräften im Besonderen vom 11. Dezember 2024 bis 17. Januar 2025 zugänglich zu machen.

„Oscar Wilde: Als Schriftsteller verfangen in den eigenen Worten“ wird am Mittwoch, dem 11.12.2024 um 11 Uhr 30 im Ansbacher Schloß durch Einführungen des Bibliotheksleiters Christian Mantsch, des Schulleiters der Staatlichen FosBos Gernot Helmreich und Dr. Wolfgang Streit eröffnet.

Die Ausstellung beruht auf Oscar Wildes einzigem Roman, „The Picture of Dorian Gray“, der im Juni 1890 beiderseits des Atlantik in einer einzigen Nummer der Zeitschrift „Lippincott’s Magazine“ erschienen war. Die öffentlichen Reaktionen und die zeitgenössische Pressedebatte, an der Wilde aktiv teilnahm, waren so harsch und heftig, daß der Autor sich genötigt sah, den Text für die Buchausgabe, die im Jahr 1891 erschien, sowohl zu erweitern als auch gründlich zu revidieren und zu zensieren. Nach den Gerichtsprozessen des Jahres 1895, in deren Verlauf Oscar Wilde von einer berühmten Person zu einer berüchtigten Unperson herabgestuft wurde, verloren sich die Spuren des kürzeren Romantextes sehr rasch. Er wurde im 20. Jahrhundert nur selten nachgedruckt und übersetzt. Schließlich waren Passagen aus diesem Text auch für die Verurteilung Wildes zu zwei Jahren Zuchthaus mit Zwangsarbeit wegen Unzucht herangezogen worden.

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Abbildung 2
Abbildung 3
Abbildung 4

Tatsächlich beruht die von Jörg W. Rademacher im Jahr 2000 aus Anlaß des 100. Todestages von Oscar Wilde herausgegebene und übersetzte Ausgabe von „Das Bildnis des Dorian Gray“ [s. Abbildungen 1-4] auf dem unzensierten Wortlaut der Erstausgabe, die insgesamt 13 Kapitel umfaßt, während die Buchausgabe von 1891 deren 20 zählt. Da es nötig war, den Romantext im Abgleich mit dem Typoskript, das Wilde hatte anfertigen lassen, ganz neu zu konstituieren, ist diese Übersetzung sowohl eine Erstübersetzung des unzensierten Textes als auch ein von Wilde so nicht gesehener Text. Denn da die Zensur in der Redaktion in Philadelphia in den USA stattfand, wo die Zeitschrift auch gedruckt wurde, hatte Wilde nach Absenden des Typoskripts nach Amerika keinen Zugriff mehr auf den Wortlaut seines Romans.

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Abbildung 8

 

Exemplare der deutschen Ausgabe dieses Texte können in der Bibliothek erworben werden. Die englische und italienische Ausgabe [s. Abb. 5 + 6] genau dieser Edition sind ebenso wie der Katalog zur Ausstellung [s. Abb. 07] und der Essay „The Soul of Man Under Socialism“/“Des Menschen Seele im Sozialismus“ [s. Abb. 09/10] englisch und deutsch wie eine didaktische Handreichung zum Unterricht [Bild 08] über den Elsinor Verlag sowie im Buchhandel analog wie digital erhältlich. Einzig von der kritischen Ausgabe, deren 2. revidierte und ergänzte Auflage noch in Vorbereitung ist, gibt es lediglich im Antiquariat Exemplare zu erwerben.

 

Abbildung 9
Abbildung 10

 

Wer sich nach Ansbach aufmachen mag, dem seien viele Erkenntnisse gewünscht. Wer die Ausstellung selbst einmal zeigen möchte – in einer Schule oder in einer Bibliothek – möge sich an Dr. Streit oder mich wenden.

Beste Grüße,

Jörg W. Rademacher

03.12.2024, 124 Jahre auf den Tag genau nach dem ersten Begräbnis von Oscar Wilde

 

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